Projektleiter

Dr. Stefan R. Hauser

Bearbeiter

David Tucker, BA

 

Weitere Phasen:

2008–2012
2001–2004 (C6)

Projektbereich D: Integration und Anbindung, Teilprojekt D7

Nomaden und Sesshafte – Nordmesopotamien während der Arsakiden- und Sasanidenzeit

Programm

Koexistenz von Nomaden und Sesshaften und ihre politische und wirtschaftliche Interdependenz sind Grundkonstanten nordmesopotamischer Geschichte. Gebiete, die für Regenfeldbau mit einhergehender Sesshaftigkeit vorzüglich geeignet sind, gehen dort bruchlos in eine aride Steppe über, in der pastoraler Nomadismus die Norm ist. Zu den typischen Antworten nomadisch geprägter Gesellschaften auf die ökonomische und militärisch-politische Interaktion mit städtisch geprägten Staaten gehören die Herausbildung eigener hierarchischer Strukturen, die teilweise ökonomische Integration durch die Einbindung in Fernhandelsaktivitäten, sowie eine Tendenz zur Sesshaftwerdung.

Diese komplexen Prozesse lassen sich exemplarisch in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten behandeln, als die Steppe das Grenzgebiet zwischen Rom/Byzanz und dem Arsakiden-/ Sasanidenreich war. Nacheinander entstanden damals nomadisch geprägte, politisch-administrative Einheiten, die ihre Zentren in Palmyra, Hatra und Hira hatten. Diese lagen an Schnittpunkten zwischen den Lebensweisen sesshafter Ackerbauern und nomadisierender Pastoralisten. Ihre wirtschaftliche und integrative Kraft sowie ihre politische Einbeziehung in die Großmächte, für die sie gewichtige militärische und handelspolitische Bedeutung hatten, führte in allen Fällen zu einer zeitlich befristeten Aufsiedelung des jeweiligen Hinterlandes.

Im Teilprojekt C6 wurde ab Februar 2003 die Einbindung Hatras in den Fernhandel und die dimorphe, politische Mittlerfunktion der Stadt bzw. ihrer Herrscher, den Königen der Araber, untersucht. Das Teilprojekt D7 vergleicht die komplexen Prozesse der Integration in Hatra mit Palmyra sowie fakultativ mit al-Hira, da so die einzelnen Faktoren der Entwicklungen stärker herausgearbeitet werden können. Dazu werden schriftliche und archäologische Quellen herangezogen. Das Hinterland der Städte steht im Zentrum detaillierter Luftbildanalysen, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. B. Meissner von der Technischen Fachhochschule Berlin vorgenommen werden. Daran soll sich ab 2006 ein intensiver archäologischer und geomorphologischer Survey vor Ort anschließen. In der Kombination vielfältiger Methoden sollen so die Prozesse der Herausbildung von Hierarchien innerhalb von Stämmen und Stammesverbänden, die Ansiedlung von Nomaden und veränderte Konzepte von Raumnutzung am Rande von Staaten am Beispiel Hatras und Palmyras exemplarisch dargestellt werden.

Publikationen

Dr. Stefan R. Hauser

mit A. C. Gunter (Hgg.): Ernst Herzfeld and the Development of Near Eastern Studies, 1900–1950. Leiden 2005. Darin: (a) Introduction. The Development of Near Eastern Studies up to 1950; (b) History, Races, and Orientalism – Eduard Meyer, the Organization of Oriental Research, and Herzfeld's Intellectual Heritage.

"Die Christen vermehrten sich in Persien und bauten Kirchen und Klöster" – Eine Archäologie des Christentums im Sasanidenreich. In: M. Müller-Wiener/ U. Koenen (Hgg.): Grenzgänge im östlichen Mittelmeerraum. Byzanz und die Islamische Welt. Wiesbaden (2005).

German Studies in the Ancient Near East in their Relation to Political and Economic Interests from the Kaiserreich to World War II. In: W. G. Schwanitz (Hg.): Germany and the Middle East, 1919–1945. Princeton 2004, 155–179. (Princeton Papers 11). Deutsche Kurzversion in: Comparativ 1/2004.

mit Mark Altaweel (Chicago): Travelling via Hatra: Trade Routes in the Eastern Jazira According to Evidence from Ancient Sources and Modern Satellite Imagery. In: Baghdader Mitteilungen 35 (2004), 57–84.

"Greek in Subject and Style, but a little Distorted". Zum Verhältnis von Orient und Okzident in der Altertumswissenschaft. In: S. Altekamp/M. Hofter/M. Krumme (Hgg.): Posthumanistische Klassische Archäologie. München 2001, 83–104.

Orientalismus. In: Der Neue Pauly. Bd. 15/1. Stuttgart/Weimar 2001, Sp. 1233–1243.

Babylon in der Arsakidenzeit. In: J. Renger (Hg.): Babylon – Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in der Moderne. Saarbrücken 2000 (CDOG 2), 207–239.

Zur Datierung der arsakidischen Tetradrachmen. In: R. Dittmann u. a. (Hgg.): Variatio delectat. Iran und der Westen. Münster 2000, 321–342.

Ecological Borders and Political Frontiers. The Eastern Jazirah in the Later Preislamic Period. In: L. Milano u. a. (Hgg.): Landscapes – Territories, Frontiers and Horizons in the Ancient Near East. Bd. 2. Padua 2000, 187–201.

Archäologische Methoden. In: Der Neue Pauly. Bd. 13. Stuttgart/Weimar 1999, Sp. 201–216.

Hatra und das Königreich der Araber. In: J. Wiesehöfer (Hg.): Das Partherreich und seine Zeugnisse. 1998 (Historia Einzelschriften 122), 493–528.