Projektleiterin

Dr. Sabine Gralla

Projektbereich F: Assoziierte Projekte, Teilprojekt F2

Sprachwissenschaftliche Untersuchung der arabischen Dialekte der Beni Guil (Nordostmarokko)
Lebensform – Sprachform – Identität

Programm

Die Beni Guil bilden mit ca. 50.000 Personen die größte arabische Stammeskonföderation Marokkos, ihr Territorium erstreckt sich auf 25.000 qkm im Nordosten des Landes. In den letzten 30 Jahren haben sich durch immer weiter fortschreitende Sedentarisierung die Lebens- und Erwerbsformen der traditionell pastoralnomadischen Beni Guil drastisch verändert, gut ein Drittel von ihnen leben heute permanent seßhaft in den Städten und Dörfern zwischen Oujda und Figuig und stehen dort auch in Kontakt mit Sprechern anderer Dialekte.

Die semitistisch-arabistische Tradition teilt die Dialekte des Arabischen grob in zwei Gruppen, welche sich vor allem in Phonologie und Lexikon, aber auch in Morphologie und Syntax deutlich unterscheiden: Beduinendialekte und Ansässigendialekte. Auf der Arabischen Halbinsel korrelieren sprachliche Merkmale und sozial indizierte Lebensform überwiegend. Auch in Teilen Israels sowie Ägyptens ergibt sich aus der Trennung in "beduinisch" und "sedentär" keine systematische Mehrdeutigkeit, da dort seßhaft gewordenen Beduinen Dialektmerkmale der Ansässigen in hohem Maße übernehmen und so die Beduinendialekte gewissermaßen "sedentarisiert" werden - mit einem Wechsel der Lebensform geht auch ein Wechsel der Sprachform einher. In Marokko hingegen sind die Verhältnisse komplizierter, da z.B. der Dialekt von Casablanca Merkmale des beduinischen Typus aufweist.

Ziel des Projektes ist eine erste systematische Beschreibung der arabischen Dialekte der Beni Guil vor dem Hintergrund der Sedentarisierung und den Auswirkungen, die diese Veränderungen in Lebens- und Erwerbsform auf die Sprachform und auch das Selbstbild der (ehemaligen) Nomaden haben. Über eine rein dialektologische Bestandsaufnahme der in der Region gesprochenen Varietäten des Arabischen hinaus werden daher auch die Dynamik bei der Ausbildung einer Koiné und die soziolinguistischen Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, im Blick sein.

Publikationen

Dr. Sabine Gralla

Der arabische Dialekt von Nabk (Syrien). Wiesbaden 2006.

Oriens Christianus. Geschichte und Gegenwart des nahöstlichen Christentums. Münster 2003.

Le système vocalique du dialecte arabe de Nabk (Syrien): changements diachroniques et synchroniques. In: Ferrando, I. & Sánchez Sandoval, J. (Hgg.): AIDA 5th Conference Proceedings. Cádiz 2003, 501–509.

Tempus, Aspekt und Modalität im marokkanischen Arabisch. Unveröffentlichte Magisterarbeit, Universität Osnabrück 1995.