Projektleiter

Prof. Dr. Andreas Fürtwängler

Bearbeiterin

Gundula Mehnert, M.A. (geb. Tauschner)

Projektbereich A: Grenzen und Übergänge, Teilprojekt A2

Reiternomaden in Transkaukasien

Programm

Anlässlich einiger deutsch-georgischer Siedlungsgrabungen, die seit den 90er Jahren im ostgeorgischen Landesteil Kachetien durchgeführt werden, richtete sich die Aufmerksamkeit bald auch auf die Problematik früher Reiternomaden im Südkaukasus. Früheisenzeitliche Siedlungen wurden nachweislich von Fremden aus der Steppe geplündert und zerstört. Erstmals konnten für diese Region die Ursachen für Veränderungen im Siedlungsverhalten der Frühen Eisenzeit erforscht werden. Pollenanalysen lassen für das 8. und 7. Jh. v. Chr. ein wesentlich kühleres und feuchteres Klima in Shiraki annehmen als in der Folgezeit, in der eine Versteppung einsetzte. In dieser Zeit wurden die Siedlungsplätze aufgegeben bzw. nur sporadisch oder temporär weitergenutzt, jedoch nie wieder vollständig erneuert. Gleichzeitig schienen sich Überfälle von Reiternomaden auf bäuerliche Siedlungen zu häufen und die Wirtschaftsweise zur Viehzucht und großräumigen Weidenutzung überzugehen.

Die Kimmerier und Skythen sind die ersten historisch überlieferten Reiternomaden. Einerseits berichten die altorientalischen Quellen von einigen Ereignissen, andererseits die antiken.

Häufig wurden die Angaben in den assyrischen Quellen des späten 8. Jh. v. Chr. mit den Angaben der klassischen vermischt, und aus den verschiedenen historischen Überlieferungen rekonstruierte man einen einheitlichen Ablauf einzelner Kriegszüge der Kimmerier und Skythen. Hinsichtlich der Interpretation jener Quellen besteht bis heute kein Konsens.

Bei der Beurteilung archäologischen Materials in Südkaukasus kam den Schriftquellen dennoch immense Bedeutung zu. Zirkelschlüsse blieben nicht aus. Die Verbindung einzelner Denkmäler mit den historischen Fakten waren jedoch oft nur ein Trugschluss. So wollte man in Grabfunden entlang der Passstraßen Georgiens einen Niederschlag der Steppenvölker erkennen. Die Erklärung für die vermeintliche Konzentration reiternomadischer Sachkultur schien leicht zu sein: Die Züge der Reiternomaden in den Vorderen Orient hätten so ihre Spuren hinterlassen. Tatsächlich aber sind entsprechende archäologische Nachweise für derartige Thesen noch nicht geführt worden. Einzelne Funde und Befunde Transkaukasiens und angrenzender Gebiete, die mit frühen Reiternomaden verbunden wurden, sind im Rahmen dieser Arbeit deshalb kritisch beleuchtet und überhaupt erst einmal übersichtlich zusammengestellt worden.

Über eine Analyse des archäologischen Materials soll aufgezeigt werden, wann:

  • Hinweise auf Migrationswege bzw. Nachweise von Reiternomaden im Südkaukasus,
  • Resultate eines Austausches zwischen Sesshaften und Reiternomaden,
  • eine Assimilation reiternomadischer Aspekte durch Sesshafte vorliegen.


Zunächst konzentrierten sich die Arbeiten auf eine ausgiebige Literaturrecherche. Dabei konnten hierzulande unbekannte Artikel und Grabungsberichte in georgischer, armenischer und azeri-türkischer Sprache zusammengestellt und ausgewertet werden. Daraus wurde ein aktueller Forschungsstand und somit eine Basis für anschließende Untersuchungen erstellt. Folgende archäologische Quellen sind zunächst grob zu differenzieren:

  • von Reiternomaden zerstörte Siedlungen und Festungen,
  • Gräber mit typischen Merkmalen frühskythischer Bestattungen,
  • Gräber von Einheimischen mit reiternomadischen Elementen.

 

Publikationen

Prof. Dr. Andreas Fürtwängler

Zum Prägeanlaß der frühen kolchischen Silberprägung. In: Autour de la mer Noire. Hommage à Otar Lordkipanidzé. Paris 2002, 71–81.

Iberien und seine Nachbarn in achaimenidischer und nachachaimenidischer Zeit: Ein Rückblick. In: Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan 32 (2000 [2001]), 275–279.

mit anderen: Archäologische Expedition in Kachetien 1997. Ausgrabungen in Siraki. In: Eurasia Antiqua 4 (1998), 309–364.

mit anderen: Archäologische Expedition in Kachetien 1996. Ausgrabungen in den Siedlungen Gumbati und Ciskaraant-Gora. In: Eurasia Antiqua 3 (1997), 353–387.

L'Héraion de Samos. Quelques aspects de l'évolution du sanctuaire du Ve siècle à l'époque hellénistique. Essai d'interprétation. Neapel 1997, 141–149.

mit F. Knauss: Gumbati. Archäologische Expedition in Kachetien 1995. In: Eurasia Antiqua 2 (1996), 363–380.

Gumbati. Archäologische Expedition in Kachetien 1994. 1. Vorbericht. In: Eurasia Antiqua 1 (1995), 177–210.


Gundula Mehnert, M.A.
(geb. Tauschner)

Reiternomadismus – Eine Übergangsform nomnadischer Lebensweise? In: Materialien des SFB "Differenz und Integration" 1 (2002), 1–12.

Der Dornauszieher – ein paganes Idol im Mittelalter? In: Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte 2 (2000), 55–80.