Projektleiterin

Prof. Dr. Annegret Nippa

Bearbeiterinnen

Andreea Bretan, M.A.
Nadine Adam, M.A. (ausgeschieden)

 

Weitere Phasen:

2008–2012
2001–2004

Projektbereich A: Grenzen und Übergänge, Teilprojekt A3

Landnutzung in der syrischen Steppe – Praxis und Argument

Programm

Das Vorhaben knüpft an ein Projekt der 1. Phase des SFB 586 an, das die Geschichte eines Kleinviehzüchter-Stammes in Syrien erforschte (Katharina Lange).

Die Fragestellung verlagert sich nun auf die Gegenwart und konzentriert sich auf die Nutzung der Steppe. Der Zugang zu den Ressourcen an Weide, Wasser, Wegen und Märkten wurde seit unvordenklicher Zeit zwischen Nomaden, sesshaften Bauern und dem Staat verhandelt. Dabei spielt die Koexistenz verschiedener Rechtssysteme bis heute eine Rolle. Das staatliche, bzw. kodifizierte Recht bewertet die Verhältnisse und Ansprüche anders als die mündlich überlieferten, stammesrechtlichen Vorstellungen. Diese beiden Rechtsverhältnisse stehen sich nicht zwangsläufig antagonistisch gegenüber, sondern liefern jeder Partei nur die Matrix für ihre Argumentation, mit der sie ihren Anspruch vortragen. Neu in diesem Gefüge sind die landesfremden Institutionen internationaler Entwicklungszusammenarbeit. In ihrer offiziellen Funktion beraten sie den Staat sowie die praktischen Nutzer und stützen sich dabei auf ökologische Beobachtungen und politische Anweisungen.

Das Zusammenwirken der vier Akteure, ihre Argumente und Strategien zur Durchsetzung ihrer jeweiligen Forderungen stehen im Zentrum unserer Forschung. Das Spiel der Kräfte der vier, nur kategorial eindeutig zu benennenden Parteien findet auf unterschiedlichen Bühnen statt. Vorbereitet wird es an zahlreichen Schauplätzen (Privaträume, Ämter, Konferenzzimmer, seltener vor Gericht) und zwar von Akteuren, deren persönliches Interesse nicht immer eindeutig einer einzigen Partei zuzuordnen ist. Während der Feldforschung werden jene Prozesse untersucht, die der Entscheidungsfindung innerhalb einer der beteiligten Gruppen dienen, sowie der Prozess, der zu einer prinzipiellen Entscheidung führt. Die diskursiven Repräsentationen von nomadischen und sesshaften Gruppen, von staatlichen und entwicklungspolitischen Institutionen sind Hauptgegenstand der Untersuchung.

Konfliktreiche Situationen können – wie wir aus der Geschichte der syrischen Steppennutzung wissen – gelöst werden; doch weder ausschließlich mit Geld, noch ausschließlich mit Macht – also nie von einer Seite allein. Gerade durch kreative Kommunikation und permanente Aushandlungen vermögen es die ungleichen Partner, eine für den sozialen Frieden unverzichtbare Balance der jeweiligen Interessen und Ansprüche zu erzielen.

Publikationen

PD Dr. Annegret Nippa

West-Himalaya – Christen und Buddhisten. In: Ethnographie und Herrnhuter Mission. Herrnhut 2003, 72–88.

Luxus auf dem Lande – Eine Reise in den Alltag der arabischen Welt. In: Leben unter dem Halbmond. Die Wohnkulturen der arabischen Welt. Weil am Rhein 2003, 128–167.

Forschen in Grauen Zonen und Weißen Flecken. Die Zeit der Expeditionen ist zu Ende. In: Orientale 1. Recherchen, Expeditionen, Handlungsreisen. Weimar 2001, 44–57.

Tugendreiche Männer – Beduinenforschung. In: G. Teichmann/G. Völger (Hg.): Faszination Orient. Max von Oppenheim, Forscher, Sammler, Diplomat. Köln 2001, 140–175.

The Curious Mosque of Gabral Jaba, Swat-Kohistan. Reading the Drawings of Robert Powell. In: M. Oppitz (Hg.): Robert Powell. Himalayan Drawings. Zürich 2001, 77–90.

mit P. Herbstreuth: Eine kleine Geschichte der Synagoge aus dreizehn Städten. Hamburg 1999.