Projektbereich F: Assoziierte Projekte, Teilprojekt F4

Nukhba-yi Sayfiya: Eine ethnographische Darstellung des turkmenischen Yumut-Stammes aus dem frühen 20. Jahrhundert

Programm

Diese Studie ist die Fortsetzung des Projektes B3 "Nomadismus und Staatlichkeit am Beispiel der Qadscharendynastie im Iran des 19. Jahrhunderts" des SFB 586 "Differenz und Integration" der Universitäten Halle und Leipzig. Finanziert wird die Studie durch die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft).

In diesem Projekt werden zwei handschriftliche Texte von Muhammad 'Ali Qurkhanaci über die Yumut Turkmenen im Iran des frühen 20. Jahrhunderts untersucht. Der wichtigere dieser beiden Texte, das Nukhba-yi Sayfiya, gibt vor allem einen detaillierten Bericht über die Stadt Astarabad und ihre Geschichte und Geographie. Darüber hinaus enthält der Text einen ausgezeichneten ethnographischen Bericht über die Yumut Turkmenen.

Der Text spiegelt durch seinen Autor, einen gelehrten und talentierten Mann im Militärdienst, auch die Sicht der dominanten sesshaften Bevölkerung in den letzten Jahren der Qajarendynastie auf die nomadische Lebensweise der Yumut und Guklan Turkmenen wider. Die Qajaren, selbst ursprünglich Nomaden und mit den Turkmenen verbündet, betrieben gegenüber den nomadischen Stämmen eine Politik der erzwungenen Sesshaftwerdung, nachdem sie eine zentrale Regierung errichtet und selbstsesshaft geworden waren.

Die Qajaren erachteten die Turkmenen mit ihren diffusen tribalen Organisationsstrukturen als eine Bedrohung für die Stabilität des Staates. Dies führte zu einer strengen Unterscheidung zwischen der eigenen Lebensweise und der nomadischen, einer Dichotomie zwischen der "zivilisierten" sesshaften und der "primitiven" turkmenischen Bevölkerung, die ihren Niederschlag auch in Qurkhanacis Text gefunden hat.

Ziel dieses Projektes ist die Bearbeitung und Analyse der Texte Qurkhanacis, eine Beschreibung der Persönlichkeit des Autors und eine Herausarbeitung der klischeehaften Sicht der dominanten sesshaften Kultur auf die Nomaden, die ihren Ausdruck im Sprachgebrauch und in der Terminologie findet. Darüber hinaus erfolgt anhand zeitgenössischer Literatur der Versuch einer Rekonstruktion der nativen Ideologie der Yumut Turkmenen.

Publikationen

Prof. Dr. Irene Schneider

Allies or Enemies? The Military Relations between the Yamût-Turkmen and the Nascent Qâjâr State in Late 18th and Early 19th Century Iran. In: Mitteilungen des SFB "Differenz und Integration" 5 (2003), 171–199.

Religious and State Jurisdiction in Nâsir al-Dîn Shâh's Time. In: Proceedings of the Conference of Religion and Society in Qajar Iran. Im Druck.

State, Society and Power Relations – a Study in the late 19th Century Petitioning System of Iran. Berlin (Iranica). In Vorbereitung.

Kinderverkauf und Schuldknechtschaft: Untersuchungen zur frühen Phase des islamischen Rechts. Stuttgart 1999.

Das Bild des Richters in der adab al-qâdî-Literatur. Frankfurt am Main 1990.


Esther Ohanecian, M.A.

The Relation Between the State and Iranian Nomads in Documents of the Late 19th and Early 20th Centuries: List of Documents." = Materialien des SFB "Differenz und Integration" V/2005.

 

Das assoziierte Teilprojekt ist die Fortsetzung von B3.