Projektleiter

Prof. Dr. Andreas Mehl

Bearbeiter

Dr. Oliver Schmitt
Dr. Thomas Brüggemann

 

Weitere Phasen:

2008–2012 (A8)
2004–2008 (D8)

Projektbereich C: Kontrolle und Anbindung, Teilprojekt C4

Nomaden als Bundesgenossen im Vorderen Orient von 63 v. Chr. bis 630 n. Chr.

PROGRAMM

Während der gesamten Zeit ihrer Herrschaft in Vorderen Orient mußten sich die Römer mit arabischen Nomadenstämmen auseinandersetzen. Blieben die Kontakte in den ersten vor- und nachchristlichen Jahrhundert noch eher sporadisch und vielfach den regionalen Klientelstaaten überlassen, so drang das Imperium seit dem beginnenden 2. bis weit ins 3. Jahrhundert immer weiter in die von den Nomaden bewohnten Lebensräume vor. Seit der Mitte des 3. Jh. wird in der Forschung ein wachsender arabisch-nomadischer Druck auf die römischen Provinzen konstatiert, dem sich die Römer immer weniger gewachsen gezeigt hätten und der sie gezwungen habe, sich auf ein System arabischer Föderaten zu stützen, um ihre Provinzen militärisch sichern zu können. Im letztendlichen Scheitern dieser Politik wird eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der arabisch-islamischen Invasoren gesehen.

Die Verwendung nomadischer Bundesgenossen durch das Imperium lässt sich allerdings nicht allein vor dem Hintergrund des durch die römische Expansion gewachsenen Konfliktpotentials verstehen, es muß vielmehr die Konkurrenzsituation Roms zu den anderen Großmächten des Vorderen Orients, den Parthern und später den Sasaniden zu berücksichtigt werden, die sich gleichfalls der arabischen Nomaden als Hilfstruppen bedienten.

Aufgrund der zeitlich sehr ungleich verteilten Quellen werden die Schwerpunkte der Untersuchung auf dem 1. Jh. vor und n. Chr. sowie auf der Spätantike, vor allem auf dem 5.–6. Jh. liegen, da für diese Zeiträume die größte Informationsdichte vorliegt.

Ziel der Untersuchung ist zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme der römisch-nomadischen Kontakte sowohl friedlich-freundlicher als auch feindlicher Art, die eine Beurteilung der Bedrohungslage und des Einsatzes nomadischer Föderaten im zeitlichen Überblick, die allen weiteren Analysen als Grundlage dienen soll. Auf diese Weise wird es möglich, Veränderungen festzustellen und Entwicklungen zu erklären. Dabei sollen die folgenden Fragen im Mittelpunkt stehen:

  • In welchem Verhältnis stand die Verwendung nomadischer Bundesgenossen zur nomadischen Bedrohung? Konnte man arabische Nomaden nur mit arabischen Nomaden bekämpfen oder spielten andere Faktoren eine Rolle und wenn ja, welche?
  • Welche Kampfesweise und welche Technologien machten die Nomaden als Feinde gefährlich und als Bundesgenossen nützlich? Gab es einen Technologietransfer zwischen Nomaden und Seßhaften und wenn ja, wer übernahm was von wem?
  • Wie wirkte sich das Bundesgenossenverhältnis auf die nomadische Lebensweise aus? Führte sie zu einer Einschränkung der nomadischen Mobilität? Begründete sie gar einen Trend zur Seßhaftigkeit?
  • Welche Beziehungen gab es zwischen den Fürsten der Nomaden und der imperialen Führungsschicht?


Publikationen

Prof. Dr. Andreas Mehl

Der Hellenismus – Synthese zwischen Orient und Okzident? In: E. Erdmann/U. Uffelmann (Hg.): Das Altertum. Vom Alten Orient zur Spätantike. Idstein 2001, 103–127.

Zwischen West und Ost / Jenseits von West und Ost: Das Reich der Seleukiden. In: K. Brodersen (Hg.): Zwischen West und Ost. Studien zur Geschichte des Seleukidenreichs. Hamburg 1999, 9–43.

Stadt – Staat – Begegnung von Kulturen. Grundsätzliche Gedanken, ausgehend vom hellenistischen Zypern. In: Alte Geschichte: Wege – Einsichten – Horizonte. Festschrift für Eckart Olshausen zum 60. Geburtstag. Hildesheim 1998, 143–167.

Griechen und Phoiniker im hellenistischen Zypern – ein Nationalitätenproblem? In: B. Funck (Hg.): Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters. Tübingen 1996 (1997), 377–414.

Erziehung zum Hellenen – Erziehung zum Weltbürger. Bemerkungen zum Gymnasion im hellenistischen Osten. In: Nikephoros 5 (1992 [1993]), 43–73.

Seleukos Nikator und sein Reich. 1. Teil: Seleukos' Leben und die Entwicklung seiner Machtposition. Leuven 1986 (Studia Hellenistica 28).


Dr. Oliver Schmitt

Mavia – Königin der Sarazenen. In: Mitteilungen des SFB "Differenz und Integration" 4/1 (2003), 163–179.

Untersuchungen zur Organisation und zur militärischen Stärke oströmischer Herrschaft im Vorderen Orient zwischen 628 und 633. In: Byzantinische Zeitschrift 94 (2001), 197–229.

Die Buccellarii. Ein Studie zum militärischen Gefolgschaftswesen in der Spätantike. In: Tyche 9 (1994), 147–174.


Dr. Thomas Brüggemann

Römer, Nomaden, Christen. Staat und Gesellschaft im spätantiken Nordafrika (3.–5. Jahrhundert n. Chr.). Diss. (im Druck).

Nundinae als Bindeglied zwischen römischer Administration und indigenen Gesellschaften im antiken Nordafrika. In: Mitteilungen des SFB "Differenz und Integration" (im Druck).

Die Gründung Karthagos. Gesellschaft und Staat im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. In: Zur Erkenntnis der die Gegenwart prägenden Faktoren der Vergangenheit. Projekte zur deutschen und europäischen Geschichte in Düsseldorfer Magister- und Examensarbeiten. Neuried bei München 2001, 25–42.