Projektleiterin

Prof. Dr. Irene Schneider

Bearbeiter

Esther Ohanecian, M.A.
Doris Mir Ghaffari, M.A. (ausgeschieden)
Elham Afzalian

Projektbereich B: Beutekriege und Staatlichkeit, Teilprojekt B3

Nomadismus und Staatlichkeit am Beispiel der Qadscharendynastie im Iran des 19. Jahrhunderts

Programm

Am Beispiel der turkstämmigen Dynastie der Qadscharen, die den Iran von 1796 bis 1926 beherrschte, wird die Entwicklung und Formung staatlicher Strukturen durch eine ehemals nomadische Gruppe und schließlich die Etablierung eines territorialstaatlichen Macht- und Erzwingungsapparates untersucht. Geographischer Ausgangspunkt der Entwicklung ist Astarâbâd in Gurgân, dessen politisch-soziale, ökonomische und auch ökologische Rahmenbedingungen für das Zusammenleben der Qadscharen und anderer nomadischer Gruppen zentral gewesen sein dürften für eine Entwicklung, die im Iran des 18. Jahrhunderts mehrfach von nomadischen Herrschern versucht, jedoch nicht realisiert werden konnte. Die Qadscharen verstanden es, das Machtvakuum zu nutzen und die tribale Zersplitterung des Landes zu beenden, welche mehr oder weniger seit dem Ende des Safavidenstaates im gesamten Iran bestanden hatte.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Analyse der Einbeziehung und/oder Ausgrenzung bestimmter, auszuwählender nomadischer Gruppen, nicht nur im Nordosten, sondern im gesamten Land im Rahmen des Aufbaus eines Staates. Eine solche lässt sich auf der militärischen Ebene ebenso wie im ökonomischen Bereich am ehesten nachweisen: militärischer Dienst und Steuerzahlungen sind dabei die Paradigmen, anhand derer sich der Grad der Realisierung der staatlichen Macht am ehesten ablesen lässt. Dabei ist der Fokus auf die dynamische Interaktion beider Seiten gerichtet. Die reziproken Beziehungen sind detailliert herauszuarbeiten, da sie die generellen Probleme eines Staates, welcher wie der qadscharische, sich auf indirekte Herrschaft (sprich Nomaden-Fürsten) verlassen musste, verdeutlichen.

Die Quellengrundlage ist – um ein möglichst komplexes Bild zu erhalten – vielfältig und vielseitig: Der Untersuchung zugrunde gelegt werden neben den üblichen persischen Chroniken und Geschichtswerken vor allem Reiseberichte (meist) europäischer Reisender bzw. deren politische Variante: Briefe und Berichte z.B. englischer Beamter und Dokumente des persischen Staates (Erlassen, Briefe an die Gouverneure, Steuer- und Militärlisten).

Publikationen

Prof. Dr. Irene Schneider

Allies or Enemies? The Military Relations between the Yamût-Turkmen and the Nascent Qâjâr State in Late 18th and Early 19th Century Iran. In: Mitteilungen des SFB "Differenz und Integration" 5 (2003), 171–199.

Religious and State Jurisdiction in Nâsir al-Dîn Shâh's Time. In: Proceedings of the Conference of Religion and Society in Qajar Iran. Im Druck.

State, Society and Power Relations – a Study in the late 19th Century Petitioning System of Iran. Berlin (Iranica). In Vorbereitung.

Kinderverkauf und Schuldknechtschaft: Untersuchungen zur frühen Phase des islamischen Rechts. Stuttgart 1999.

Das Bild des Richters in der adab al-qâdî-Literatur. Frankfurt am Main 1990.


Esther Ohanecian, M.A.

The Relation Between the State and Iranian Nomads in Documents of the Late 19th and Early 20th Centuries: List of Documents." = Materialien des SFB "Differenz und Integration" V/2005.


Doris Mir Ghaffari, M.A.
(ausgeschieden)

Europäische Reisende im Iran des 19. Jahrhunderts. Eine Bibliographie = Materialien des SFB "Differenz und Integration" 3 (2003).