Projektleiter

Prof. Dr. Stefan Leder

Bearbeiterin

Sara Binay, M.A.

Projektbereich A: Grenzen und Übergänge, Teilprojekt A6.I

Das Bild des Beduinen in der arabischen Schriftkultur:
Wahrnehmung der Nomadenkultur und des arabischen Erbes im Mittelalter

Arbeitsbereich I:
Der Beduine aus Sicht der islamischen Gelehrtenkultur

Programm

Die Gestalt des Beduinen ist in der arabischen Literatur weitverbreitet, wobei sein Bild durch ambivalente Züge gekennzeichnet ist. Das Projekt versteht es als Manifestation eines spezifisch motivierten, selektiven Interesses der arabischen Gelehrtenkultur und ist nicht darauf ausgerichtet, tatsächliche beduinische Lebensverhältnisse im Laufe der islamischen Geschichte darzustellen.

Drei Haupfragestellungen sind von Bedeutung: Erstens sind die deskriptiven Elemente einer Typologie des Beduinen zu vermerken, wobei thematische Verdichtungen aus dem Untersuchungsmaterial extrahiert werden können. Zweitens sollen die historischen Entwicklungslinien bei der Ausbildung der wichtigsten thematischen Schwerpunkte des Beduinenbildes skizziert werden. Drittens soll die Funktion dieses Bildes, welche Möglichkeiten der Ab- und Ausgrenzung sowie der Integration es beinhaltet, im Kontext der Verortung und Spezifik eines arabischen Geschichts- und Selbstbewusstseins verstanden werden.

Das Untersuchungsmaterial wird aus einer repräsentativen Auswahl verschiedener Textgruppen gebildet. Bisher wurden im Bereich der religiösen Literatur hadîth-Sammlungen sowie Werke der Koranexegese ausgewertet, wobei vereinzelt auf Texte der sîra und der tabaqât-Werke ausgegriffen wurde. Im nächsten Abschnitt der Forschungsarbeit werden vorrangig die Werke des adab untersucht werden. Philologische Werke werden ebenso berücksichtigt wie einzelne Passagen aus der geographischen und historischen Literatur.

Erste Ergebnisse, die aus der Beschäftigung mit der religiösen Literatur resultieren, zeigen den Beduinen zumeist als anonyme Figur ohne spezifische Attribute bzw. ohne jede äußerliche Beschreibung abgebildet. Er tritt lediglich als a'râbî in Situationen ein. Diese Beobachtung führt zu der Hypothese, dass sein Verhalten und die Regeln seines Agierens spezifisch sein müssen und allgemein bekannt unter den Rezipienten der Texte aus dem Gelehrtenmilieu. Beispielsweise dient seine Figur dazu, komplizierte theologische Fragen und abstrakte Begriffe in einer leicht verständlichen bzw. gegenständlichen Weise zu erklären. Seine Gestalt erscheint eng verbunden mit den praktischen Aspekten des Lebens.

Publikationen

Prof. Dr. Stefan Leder

Nomaden und nomadische Lebensformen in arabischer Begrifflichkeit – Eine Annäherung. In: Materialien des SFB "Differenz und Integration" 1 (2002), 11–40.

Wathâ'iq as-samâ'ât li-Mu'jam as-samâ'ât ad-dimašqîya al-muntakhaba min sanati 550 ilâ 750. Receuil de documents fac-similée des certificats d’audition à Damas, 550–750 h./1155 à 1349. Damaskus 2000.

(Hg.) Story-telling in the framework of non-fictional classical Arabic literature. 2. Johann-Wilhelm-Fück Kolloquium Halle 1997. Wiesbaden 1998.

Mu'jam as-samâ'ât ad-dimašqîya al-muntakhaba min sanati 550 ilâ 750. Les certificats d’audition à Damas, 550–750 h./1155 à 1349. Damaskus 1996.

Das Korpus al-Haitham ibn 'Adî (st. 207/822). Herkunft, Überlieferung, Gestalt früher akhbâr-Texte. (Habilitationsschrift Frankfurt 1988.) Frankfurt 1991.

Die arabische Ecloga. Das vierte Buch der Kanones der Könige nach Makarios. Frankfurt 1985 (Forschungen zur Byzantinischen Rechtsgeschichte 12).

Ibn al-Gauzî und seine Kompilation wider die Leidenschaft. Der Traditionalist in gelehrter Überlieferung und originärer Lehre. Wiesbaden 1984 (Beiruter Texte und Studien 32).


Sara Binay, M.A.

Stereotypenforschung im Projekt "Das Bild des Beduinen in der klassischen arabischen Gelehrtenliteratur“. In: Materialien des SFB "Differenz und Integration“ 1 (2002), 51–54.