Projektleiter

Prof. Dr. Andreas Mehl
Dr. Oliver Schmitt

Bearbeiter

Dr. Thomas Brüggemann

 

Weitere Phasen:

2008–2012 (A8)
2001–2004 (C4)

Projektbereich D: Integration und Anbindung, Teilprojekt D8

Nomaden auf dem Boden des spätrömischen und byzantinischen Reiches vom 3. bis zum frühen 14. Jh. (Schwerpunkt westpontischer Raum)

Programm

Ziel von D8 ist es zu untersuchen, ob und wenn ja in welchem Ausmaß sich die Interessen, Ziele und die Lebensweise der Nomaden änderten, wenn sie durch eine Niederlassung auf Reichsboden zwangsläufig in ständigen, engen Kontakt zu sesshaften Bevölkerungsgruppen kamen. Dazu müssen zunächst die Hintergründe, unter denen es zu einer Ansiedlung nomadischer Bevölkerungen auf Reichsboden kam, geklärt werden. Hierbei ist einerseits die Interessenlage der Nomaden zu ermitteln (Getriebensein von äußerem Druck, inneren Zerwürfnisse oder wirtschaftlicher Not), andererseits auch die der kaiserlichen Regierung (etwa der Bedarf an kriegstüchtigen Bundesgenossen oder an steuerzahlender Bevölkerung) und es muss untersucht werden, ob die Nomaden die Zuweisung von Wohnsitzen nach ihren Vorstellungen erzwangen, oder ob die römische bzw. byzantinische Seite sich durchsetzen konnte. Sodann sind die Modalitäten der Landzuweisung ins Blickfeld zu nehmen, d. h. inwieweit die Ansiedlung von Nomaden als geschlossener Verband oder zerstreut in kleinen Gruppen erfolgte. Eine Ansiedlung konnte explizit die Zuweisung von Ackerland durch die Zentralregierung bedeuten, aber auch die eines reservatähnlichen "Aufenthaltsraums", in dem sich die Nomaden frei bewegen konnten. Interesse verdienen gleichfalls die institutionellen Regelungen, welche die kaiserliche Seite traf, um mit den Nomaden umzugehen und wie diese auf solche Maßnahmen reagierten. Sodann müssen die kurz- wie langfristigen Auswirkungen der Ansiedlung erforscht und das Verhältnis der Nomaden zur sesshaften Bevölkerung aufgezeigt werden. Zeigten die Nomaden Bereitschaft, sich einer sesshaften Lebensweise anzupassen oder kam es in den Kontaktzonen möglicherweise auch zu nomadisierenden Phänomenen bei sesshaften Bevölkerungen? Als weiterer Problemkomplex stellt sich das Verhältnis namentlich der nomadischen Eliten zu den lokalen Führungsschichten wie zu der des Gesamtreiches dar. Untersucht werden muss, unter welchen Bedingungen Nomaden Zugang zu hohen Positionen im Reichsdienst erhalten und damit zur Reichsaristokratie erlangen konnten und was sie in einigen Fällen veranlasste, auf Kosten des Reiches mit der Bevölkerung vor Ort gemeinsame Sache zu machen. In diesem Zusammenhang verdient die Frage nach der Bedeutung der Christianisierung der jeweils Angesiedelten besondere Aufmerksamkeit. Die zumindest formale Konversion war für die kaiserliche Zentralregierung immer notwendige Voraussetzung für eine Integration. Inwieweit sich mit dem Übertritt zum Christentum auch Änderungen des nomadischen Wertesystems und damit der Lebensweise vollzogen haben, ist ein auf Grund der Quellenlage schwer zu klärendes Problem, dem aber grundsätzlich nachgegangen werden muss.

Publikationen

Prof. Dr. Andreas Mehl

Die antiken Griechen. Integration durch Kultur. In: The Idea of European Community in History. Conference Proceedings [Athens 13–16 March 2003], hrsg. vom Education Research Centre of Greece. Bd. II: Aspects of Connecting 'poleis' and 'ethne' in Ancient Greece, hrsg. von Kostas Buraselis und Kleanthis Zoumboulakis, Athen 2003, 191–204.

Der Hellenismus – Synthese zwischen Orient und Okzident? In: E. Erdmann/U. Uffelmann (Hgg.): Das Altertum. Vom Alten Orient zur Spätantike. Idstein 2001, 103–127.

Zwischen West und Ost / Jenseits von West und Ost: Das Reich der Seleukiden. In: K. Brodersen (Hg.): Zwischen West und Ost. Studien zur Geschichte des Seleukidenreichs. Hamburg 1999, 9–43.

Stadt – Staat – Begegnung von Kulturen. Grundsätzliche Gedanken, ausgehend vom hellenistischen Zypern. In: Alte Geschichte: Wege – Einsichten – Horizonte. Festschrift für Eckart Olshausen zum 60. Geburtstag. Hildesheim 1998, 143–167.

Griechen und Phoiniker im hellenistischen Zypern – ein Nationalitätenproblem? In: B. Funck (Hg.): Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters. Tübingen 1996 (1997), 377–414.

Seleukos Nikator und sein Reich. 1. Teil: Seleukos' Leben und die Entwicklung seiner Machtposition. Leuven 1986 (Studia Hellenistica 28).


Dr. Oliver Schmitt

Noch einmal zu Mavia, der ‚Königin der Sarazenen'. In: Mediterraneo Antico 7,2, 2004, 859–877.

Kriegführung und tribale Gesellschaft. In: Burkhard Meißner/ Oliver Schmitt/ Michael Sommer (Hgg.): Krieg – Gesellschaft – Institutionen. Beiträge zu einer vergleichenden Kriegsgeschichte. Berlin 2005 (im Druck).

Zur Fleischversorgung Konstantinoples. In: JÖB 54 (2004), 135–157.

Untersuchungen zur Organisation und zur militärischen Stärke oströmischer Herrschaft im Vorderen Orient zwischen 628 und 633. In: Byzantinische Zeitschrift 94 (2001), 197–229.

Die Buccellarii. Ein Studie zum militärischen Gefolgschaftswesen in der Spätantike. In: Tyche 9 (1994), 147–174.

 


Dr. Thomas Brüggemann

Römer, Nomaden, Christen. Staat und Gesellschaft im spätantiken Nordafrika (3.–5. Jahrhundert n. Chr.). Diss. (im Druck).

Pliska – vom nomadischen Winterlager zur Hauptstadt (6.–8. Jh.). Neue Erkenntnisse im Lichte der Untersuchungen Karel Škorpils. In: Jubilaeus VI "Das antike Erbe des westlichen Pontosraumes", Sofia 2005 (im Druck).

Roman Order or Latin Culture? Forms of Nomadic Assimilation in the Late Roman Antiquity in Northern Africa (3rd–5th Century). In: S. Leder/B. Streck (Hg.): Shifts and Drifts in Nomadic-Sedentary Relations. Wiesbaden 2005 (im Druck).

Phoiniker und Phoinikerbild bei den Griechen von Homer bis auf Aristoteles. In: Herbert Graßl (Hg.): Beiträge des 10. Österreichischen Althistorikertages 2004. Salzburg/ Wien 2005 (im Druck).

Nundinae als Bindeglied zwischen römischer Administration und indigenen Gesellschaften im antiken Nordafrika. In: Mitteilungen des SFB "Differenz und Integration" 6, OWH 14 (2004), 157–187.

Die Gründung Karthagos. Gesellschaft und Staat im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. In: Zur Erkenntnis der die Gegenwart prägenden Faktoren der Vergangenheit. Projekte zur deutschen und europäischen Geschichte in Düsseldorfer Magister- und Examensarbeiten. Neuried bei München 2001, 25–42.