Projektbereich B: Konflikt und Kontrolle, Teilprojekt B5

Römische Herrschaft im Maghreb zwischen Sesshaftigkeit und Nomadismus

Programm

Das Projekt behandelt die römische Herrschaft über nomadisierende Gruppen in Nordafrika. Die Arbeit in der ersten Antragsphase hat zu einer Reihe neuer Einsichten und Fragestellungen geführt, die in zwei Arbeitsbereichen untersucht werden sollen:

Arbeitsbereich I (Roxana Kath): Raumwahrnehmung und Kontaktzonen zwischen Sesshaften und Nomaden in Nordafrika (2 Jh. v. Chr. – 3 Jh. n. Chr.)
Ziel dieses Arbeitsbereiches ist es, die Begriffe Raum und Grenze als entscheidende Kategorien für den Kontakt von sesshaften und nomadischen Lebensformen im römischen Nordafrika genauer zu bestimmen. Die Anbindung einer nomadischen Lebensform bereitete den Römern aufgrund der Inkompatibilität der Raumkonzepte besondere Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage, durch welche Mechanismen eine Koordinierung dieser divergierenden Raumvorstellungen möglich wurde, zentrale Bedeutung. Auf konzeptioneller Ebene kann der Rekurs auf zwei kulturwissenschaftliche Konzepte das Verständnis der Anbindung nomadischer Lebensformen befördern: 1. Die Vorstellung, dass Raum und Grenze sowohl eine instrumentelle als auch eine symbolische Dimension besitzen. 2. Die Adaption des Modells von Rom als Präsenzkultur, da sich hierüber sowohl dessen mangelndes Interesse an einer Integration der nomadischen Stämme als auch die spezifisch nordafrikanischen Lösungsversuche, die der Region eine zeitlang Stabilität verliehen.

Arbeitsbereich II (Daniel Syrbe): Rom/Byzanz und die nomadischen Stämme im spätkaiserzeitlichen und byzantinischen Nordafrika (3. – 6. Jh. n. Chr.)
Der zweite Arbeitsbereich befasst sich mit dem in sehr unterschiedlicher Dynamik verlaufenden Konfrontationsprozess zwischen den in Nordafrika etablierten Staaten (Rom, Vandalen, Byzanz) und den indigenen, nomadisierenden Gruppen (Mauren, Berber) sowie den Auswirkungen dieses Prozesses auf die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der Region . In dieser Zeit entglitt den etablierten Staatswesen allmählich die operative Kontrolle, die indigenen Stämme übernahmen die militärische Initiative und drängten die Staaten in eine permanente Defensive. Erst gegen Ende des 6. Jh.s gelang eine gewisse Stabilisierung der politischen Situation. Das Projekt zielt auf die detaillierte Erfassung der Konfliktzonen, der Bindungskräfte und Aspekte der Konfrontationen sowie der Auswirkungen auf die politischen und sozialen Verhältnisse.

Publikationen

Prof. Dr. Charlotte Schubert

Der Eid des Hippokrates. Im Druck.

Die Inschrift von Henchir Mettich (CIL VIII 25902). Ein Beispiel für die Interaktion von sesshaften und nicht-sesshaften Bevölkerungsgruppen im römischen Nordafrika. In: Mitteilungen des SFB "Differenz und Integration" 4/1 (2003), 181–210.

Athen und Sparta in klassischer Zeit. Ein Studienbuch. Stuttgart/Weimar 2003.

Hippokrates: Ausgewählte Schriften (griechisch-deutsch). Düsseldorf/Zürich 2003.

Die Macht des Volkes und die Ohnmacht des Denkens. Stuttgart 1998.

Land und Raum in der römischen Republik. Die Kunst des Teilens. Darmstadt 1996.

Perikles. Darmstadt 1994.


Dr. Alexander Weiß (Juniorprofessor)

mit M. Weiß: Giftgefüllte Nattern oder heilige Mütter. Frauen, Frauenbilder und ihre Rolle in der Verbreitung der christlichen Botschaft. Münster 2005 (Antike Kultur und Geschichte 8).

Die Grenzen der Integration. Rom und die Baquaten. In: Bonner Jahrbücher 202, 2002 (2005), 337–348.

Sklave der Stadt. Untersuchungen zur öffentlichen Sklaverei in den Städten des römischen Reiches. Stuttgart 2004 (Historia Einzelschrift 173).

Limocincti in Irni. Zur Ergänzung des Duumvirnparagraphen 18 der lex Irnitana. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 135 (2001), 284–286.


Dr. Roxana Kath

Nulla mentio pacis – Untersuchungen zum Umgang der Römer mit militärischen Rückschlägen in der Zeit der Republik. Diss. (Dresden 2003). Im Druck.